KREATIV AUF KNOPFDRUCK
September 14, 2018
WIE DAS LEBEN
SO SPIELT
Oktober 2, 2018

NEUE ERFAHRUNGEN

INITIATIV-INTERVIEWS

Hannah, 24, überzeugte Vegetarierin:
Ich hatte mit 14 so ein klassisches Schlüsselerlebnis. Bilder von eingepferchten Tieren, die für uns Menschen nur aus dem Grund gezüchtet werden, um qualvoll zu leben und zu sterben. Ich hab die Welt nicht mehr verstanden. Meine Eltern nicht. Mich nicht. Es war schrecklich!

Wie haben deine Eltern und Freunde darauf reagiert?
Meine Eltern haben das für so eine Momentaufnahme gehalten. Im Grunde fanden sie es gut, dass ich mir da so einen Kopf mache. Als aber klar war, dass ich kein Fleisch mehr anrühren würde, waren sie schon manchmal genervt. Gerade, wenn es ums draußen essen oder um Einladungen ging. Heute weiß ich aber nicht nur, dass sie stets meine Haltung bewundert haben, sondern dass sie sogar ihr eigenes Konsum- und Essverhalten überdacht haben.

Du bist seit zehn Jahren Vegetarierin. Wäre es aus heutiger Sicht nicht konsequenter, vegan zu leben?
Wenn es keine Alternativen zur Massentierhaltung gäbe, wäre das so, ja. Aber wenn ich mir Milch und Eier auf einem der umliegenden Höfe kaufe, wo die Tiere wirklich ein zufriedenes Leben führen, seh’ ich da kein Problem.

Bist du darüber hinaus auch noch im Tierschutz aktiv?
Ich habe diesen Weg für mich gefunden und den kann ich aus vollster Überzeugung vorleben. Das ist mein Beitrag zum Tierschutz.


Felix, 21, überzeugter Minimalist:
Als ich nach meinem zweiten Umzug feststellte, dass ich mehrere Kisten mit Zeugs aus dem alten Keller nun direkt in den neuen Keller gebracht hatte, bin ich ins Grübeln gekommen, was ich eigentlich wirklich brauche und was wegkann. Erstaunlich viel kann weg!

Was genau heißt das?
In meinem Fall bedeutete das, dass ich mich erst mal von solchen Sachen getrennt habe, die sowieso nur bis in alle Ewigkeit im Keller stehen würden. Verschenkt, verkauft, gespendet. Ein tolles Gefühl!

Und weiter?
Ich begann, das weiterzudenken. Was kann aus meiner Wohnung eigentlich auch weg? Was ist letztlich nur Ballast? Oder steht bloß einfach rum? Ich habe experimentiert, um herauszufinden, wie leicht oder eben auch nicht ich mich von materiellen Dingen trennen kann. Das hat einen aufregenden Prozess in Gang gesetzt.

Inwieweit?
Na ja, ich habe mich neu erfahren und kennengelernt. Es war – und ist immer noch – eine Bewusstmachung. Denn nach den materiellen Dingen habe ich auch intensiver über Lebensumstände und Konsumverhalten nachgedacht. Und da ist so viel – und ich möchte jetzt wirklich nur für mich reden –, was ebenfalls nicht wichtig ist. Genussmittel habe ich auf fast Null reduziert. Anstatt Social-Media-Austausch, der meist nur Ego-Bla ist, komme ich lieber zur Ruhe, lese, meditiere manchmal.

Ist das nicht irgendwie auch weltfremd?
Das muss jeder für sich entscheiden. Ich habe mich nie näher am Leben und an der Welt gefühlt als jetzt. Und ich sage auch nicht, dass das die Lösung aller Probleme ist. Aber vieler Probleme. Es lohnt sich auszuprobieren!