Sich eingestehen, dass man nicht so ist,
wie man vielleicht gerne wäre –
das musste die 20-jährige Jana schmerzvoll erfahren.
Sie sprang vor zwei Jahren auf den Poetry-Slam-Zug auf, um es ihren Vorbildern gleichzutun. „Mit 16 habe ich zum ersten Mal an einem Slam teilgenommen. Dann immer häufiger, in immer mehr Städten. Und da hab ich natürlich auch einige coole Leute kennengelernt, die das ganze Jahr über touren.“ Für Jana war klar: Mit 18 holt sie sich die BahnCard 100 und fährt slammend durch die Republik. Wie die Profis es so machen, ging auch Jana vor: „Man guckt natürlich, dass man alles irgendwie hintereinandergelegt bekommt und nicht ausgerechnet donnerstags in München und freitags in Hamburg teilnimmt. Das sind eher so kleine Bundesland-Touren.“
Was Jana dann, als sie loslegte, zunächst für Anfangsschwierigkeiten hielt, verstärkte sich allerdings bald: „Ich kam eigentlich gar nicht so gut damit zurecht, tagelang unterwegs zu sein, an Bahnhöfen rumzuhängen, in der Bahn zu schlafen oder bei Fremden, mit denen man gerade mal einen Abend backstage verbracht hatte. – Aber … das konnte doch nicht sein … das war doch mein Traum.“ Mit Zähne zusammenbeißen würde es schon klappen, meinte Jana damals. Ein Trugschluss: „Mich packte jetzt immer häufiger eine heftige Unruhe. Fast jeden Tag eine neue Umgebung, neue Menschen, Fast Food und viel zu viel Alkohol. Das Schlimmste war aber: Das Bild von mir, wie ich in der Bahn neue Texte schreibe und abends auf der Bühne stehe, das bröckelte. Nicht ein Wort bekam ich mehr unterwegs geschrieben, weil ich einfach völlig angespannt war.“
Als Jana einer Freundin berichtet, dass sie sich mittlerweile vor den Fahrten regelmäßig übergeben muss, redet die ihr ins Gewissen. „Wenn sie einfach nur gesagt hätte, dass das nichts für mich ist, wär ich wahrscheinlich wütend gewesen. Aber sie machte mich darauf aufmerksam, dass es letztlich doch um meine Texte gehen würde und nicht darum, mir oder anderen irgendwas zu beweisen. Und damit hatte sie mich.“ Heute nimmt Jana noch hier und da an Poetry Slams teil – wenn ihr danach ist. Schreiben kann sie jetzt wieder regelmäßig und in Ruhe. Sie hat einen eigenen Blog und nimmt recht erfolgreich an Literaturausschreibungen teil. Ganz ohne Bauchschmerzen.